Kreative Musse – Fotografie und plastisches Gestalten

 

Ruedi Dietiker, Hölstein

Überraschung_Reh, Fuchs & Hase 2024

Immer, und immer wieder überraschen mich heimische Wildtiere, vor allem Fuchs und Reh. Und immer wieder verfalle ich irgendwie in ein altes Muster, ich schaue nämlich zuerst immer (noch) zum fernen Wald, zum Waldrandgebiet, und immer wieder überraschen mich Wildtiere relativ nah an der Zivilisation, unweit des Dorfes und der Strasse (!), und natürlich auch bei landwirtschaftlichen Kulturen, bei einem Getreide- oder Maisfeld oder einfach im hohen Heugras. Und oft bin ich zu spät mit der Kamera.

Aber ... manchmal da schauen wir uns direkt in die Augen, das heisst, das Reh oder der Fuchs schauen mir bereits entgegen, scheu und bereit für den Absprung, für die Flucht. Manchmal wagen sie einen zweiten Blick, machen zwei drei Schritte, schauen nochmals und ... weg sind sie, vor allem wenn ich stehen bleibe und sie so ein gewisses «Klicken» gehört haben. Auf die Distanz kommt es an, meist etwas mehr als dem Fotografen lieb ist. Muss immer schmunzeln bei Begegnungen mit dem Fuchs: Er flieht auf anscheinend sichere Distanz, schaut zurück und sitzt dann wie mit Erleichterung gelassen hin, doch auch unverkennbar mit Neugier, und schaut, und ... was jetzt? Apropos Fuchs: Heuer entdeckte ich bei erlaubtem Tempo 80 an einer Hauptstrasse zwei Jungfüchse in einer Schneise einer Hecke. Ich fuhr langsam weiter, kehrte, sie waren noch da, nochmals umkehren und Kamera bereit, ganz langsam, kurz anhalten, und ... schon «huupte» es hinter mir – man steht auch nicht still auf der Strasse! Immerhin, ein Bild war mir vergönnt, (s. Bild 16).

Dachse sehe ich eigentlich nie bei passendem Fotolicht, nur nachts. Jüngst aber, ich wollte eigentlich zu «meinen» Jura-Gämsen in nebliger Stimmung. Der Nebel war dann total, Gämsen erblickte ich keine. Auf der Rückkehr hielt ich an einer gewissen Stelle kurz an, just an der unteren Nebelgrenze, und staunte nicht schlecht: ein Dachs, ohne Eile, und wie es schien ohne Sorgen am Waldrand entlang mir entgegen. Er verschwand zwar bald einmal im Wald, aber nur kurz, kam wieder raus, zog weiter über die Wiese und steckte die «Nase» immer wieder ins Gras oder in die Erde. Sein Tempo war gemässigt, ich konnte mithalten und ihn mindestens einmal dazu verleiten, ein bisschen zu posieren, mindesten den Kopf in meine Richtung zu lenken.

Feldhasen sehe ich auch sehr selten. Doch es gibt einen Feldhasen in «meinem Revier», ich sehe ihn im Schnitt vielleicht alle zwei Monate, und dann meistens von hinten. In zwei, drei bestimmten Gebieten, sah ich ihn über die letzten Jahre mehr als einmal. Ob es immer der gleiche war? An diesen besagten Stellen habe ich schon einige Male und lang auf ihn gewartet. Und oh Wunder, heuer war ich einmal eine halbe Stunde vor ihm an einem solchen Ort. Von weitem sah ich ihn kommen, mal in Eilschritten, mal bummelnd, und immer näher. Körperpflege und ein bisschen Knabbern dann direkt vor mir, manchmal so nah, dass das ganze Tier nicht Platz hatte im Objektiv! Ein einmaliger und unvergesslicher Moment.
Dann wäre da noch das Rehwild, eine eher längere Geschichte, ich habe es heuer im Lauf des Jahres mehrmals vor die Kamera bekommen, gesucht und gefunden. Die Bilder hier sind von Januar bis Juni entstanden. Da das Jahr noch nicht zu Ende ist, denke ich an einen zweiten Teil, vielleicht wartet noch die eine oder andere Überraschung. Herzlichen Dank für das Gastrecht auf dieser gastlichen Seite.

Ruedi Dietiker

 


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